Ein kleines bisschen Freundlichkeit haben wir immer und jederzeit übrig. Ein kleines bisschen Freundlichkeit schlägt Brücken über scheinbar unüberwindbare Distanzen. Ein kleines bisschen Freundlichkeit macht uns zu glücklicheren Menschen. Zu erfüllteren und auch zu jünger-aussehenden. Freundlichkeit zeichnet die Zornesfalte weich und lässt unsere Augen hell erstrahlen. Und es überbrückt ganz spielerisch jede Alters-, Kultur- oder Sprachgrenzen.
Letzte Woche hat mich der Facebookpost von Businessyoga Mannheim zum Thema Freundlichkeit zum Nachdenken gebracht und ich habe meine eigene Beobachtung gestartet. Warum grüßen die meisten Menschen nicht, wenn sie ein Geschäft betreten? Oder wenn der Schaffner im Zug nach dem Fahrticket fragt? Was ist mit den Housekeeping-Damen, die uns im Hotelflur begegnen? Oder dem Kellner, der unsere Bestellung aufnimmt? Und warum grüßen manche noch nicht einmal die Kollegen, wenn man das Büro betritt oder sich auf dem Flur über den Weg läuft? Kein freundliches Hallo. Kein sympathisches Lächeln. Und leider auch kein Blickkontakt. Was ist eigentlich mit der Freundlichkeit passiert? Haben wir sie tatsächlich verloren? Das hat mich nach dem Lesen dieser Zeilen nicht mehr losgelassen.
Was für mich selbstverständlich ist, scheint für die Masse fremd. Warum eigentlich? Für mich ist es selbstverständlich auch fremde Menschen anzulächeln und sie zu grüßen. Dabei blicke ich ihnen bewusst in die Augen. Wenn ich ein Geschäft betrete, wünsche ich den Angestellten einen „guten Morgen“ oder einen „guten Tag“ und lächle sie an. Dieses kleine bisschen Freundlichkeit ist für mich kein Umweg und kein Mehraufwand. Es ist vielmehr meine Art der Wertschätzung anderen gegenüber und auch mir selbst.
Erst vorgestern bin ich aus einem Kurztrip nach Paris zurückgekehrt und auch dort habe ich meine Augen und Ohren offen gehalten. Im Aufzug begrüßte ich jeden, der zustieg (oder bei dem ich zustieg) mit einem „bonjour“ und einem Lächeln. Kaum wurde mir etwas entgegnet. Ich merkte förmlich wie perplex manche Menschen waren, wenn sie gegrüßt und damit wahrgenommen werden. Wenn ich ein Hotel betrete, grüße ich die Mitarbeiter am Empfang – wenn möglich in der Landessprache. Und da ist es völlig egal ob das in Frankreich ein „bonjour“, in den USA oder Großbritannien ein „hello“ oder „good morning“ ist oder in Thailand ein „Sawasdee Ka“. Wenn ich es irgendwie aussprechen kann, versuche ich dem gerecht zu werden. Egal ob zu Hause oder in der Fremde, ein kleines bisschen Freundlichkeit geht immer. Ich gebe sie gerne und ich empfange sie genauso gerne. Im TGV nach Paris fiel mir unsere Schaffnerin auf, die extrem freundlich war und jeden Gast sehr zuvorkommend grüßte. Auch die meisten Gäste schenkten ihr dies zurück und somit durfte ich eine andere Erfahrung machen wie Tina in dem Post von oben. Ich sage nur: What goes around, comes around.
Meine Erfahrung ist ganz einfach. Wenn ich Freundlichkeit verschenke, bekomme ich Freundlichkeit zurück. Wie vor zwei Wochen als ich im Supermarkt war um einen Ikea-Gutschein zu kaufen. Zielstrebig lief ich zu dem Seitenregal, an dem alle Gutscheinkarten nach Firma sortiert hängen. Oder in meinem Fall: hingen. Da waren jetzt nämlich Müsliriegel einsortiert. Nächste Idee: vielleicht an der Kasse? Nein, da sind noch immer Zigaretten, Süßigkeiten und Kaugummis zu Hause. Ich wieder zurück zum Hauptgang. Auch da nichts. Gut, dass ich einen Marktmitarbeiter entdeckt hatte. Auf den ging ich zu, lächelte ihn an, wünschte ihm einen guten Morgen und fragte ihn ob er mir sagen kann wo ich die Gutscheinkarten finde. Während er mich zu dem Regal begleitete sagte er zu mir „so früh am Morgen ist aber kaum jemand so gut drauf und freundlich“. Hä? Ich war baff. Denn für mich ist das völlig normal und ich war in dem Moment erstaunt, dass dies bereits zur Seltenheit geworden zu sein scheint.
Wie machst Du das denn? Ein kleines bisschen Freundlichkeit kann Dich unglaublich weit bringen. Während Du Freundlichkeit austeilst, bekommst Du sofort bessere Laune und einen strahlenderen Gesichtsausdruck. Und als Nebeneffekt versüßt Du auch noch den Moment des anderen. Und bekommst meist selbst ein Lächeln zurück. Oder eine helfende Hand. What goes around, comes around.
Falls auch Dir die Freundlichkeit irgendwie abhanden gekommen ist, wünsche ich mir, dass Dich dieser Post wieder daran erinnert, was wirklich wichtig ist. Und wie viel man mit ganz wenig bewirken kann. Probier‘ es doch mal wieder aus.
P.S.: Kleiner Tipp am Rande: viele Menschen können am Anfang mit der Freundlichkeit gar nicht umgehen. Sei geduldig und mache weiter, Dir werden immer mehr lächelnde Gesichter begegnen, je mehr Lächeln Du verschenkst.
Schöner Text Sue und so wahr. Ich war gestern Joggen – und kaum jemand grüßt oder lächelt. Ich mache das auch ganz bewusst. Komisch finde ich: Oft sind die älteren Menschen darauf gar nicht mehr eingestellt. Und gerade von denen hätte ich es erwartet .Was ich mich dann auch immer frage: Wie fühlen die sich wohl, wenn sie dann weitergehen und weiter Fahrrad fahren und gerade hat sie jemand gegrüßt und sie haben nicht zurück gegrüßt??? Mir völlig unverständlich. Ich bleibe dran 😉
Danke Svenja! Manchmal glaube ich ältere Menschen haben damit abgeschlossen, dass sie nicht mehr wahrgenommen werden, weil sie sich für alt und unsichtbar halten. Und wenn man sie dann grüßt, dann wissen sie gar nichts damit zu tun, weil es für sie eine ungewöhnliche Begegnung ist. Ich wünschte ich könnte meine Oma das fragen und ihre ehrliche Meinung dazu hören. Ist nur leider nicht mehr möglich. Wichtig ist, dass wir dran bleiben! Denn egal wie, es freut sich JEDER, wenn er gegrüßt und damit wahrgenommen wird. Ob er darauf reagiert oder nicht.
Liebe Sue,
ich freue mich ehrlich über diesen Post, denn dieses Thema beschäftigt mich quasi täglich. Ich bringe jeden Morgen meinen Jungs in den Kindergarten und die Schule und jeden Morgen grüße ich alle Leute, die wir auf unserem Weg in die beiden Einrichtungen und natürlich auch im Kindergarten selbst treffen. Und weißt Du was? Nur ganz wenige grüßen wirklich nett/herzliche/freundlich zurück, von den meisten ernte ich ein missmutiges „Morgen!“ oder aber es wird nicht einmal zurück gegrüsst. Nicht nach all den Jahren, nicht als Reaktion auf meine Gruß, nicht obwohl sie wissen dass ich jeden Morgen – und das freundlich – grüße. Ich bin jeden Tag aufs neue fassungslos darüber und frage mich warum es so schwer geworden ist einfach ein bisschen freundlich zu sein. Besonders schlimm finde ich dass diese Leute ihren Kindern so einfach auch vorleben dass Freundlichkeit doof/nicht nötig ist und ich frage mich wie Kinder Höflichkeit/Freundlichkeit sonst lernen sollen, wenn nicht am Vorbild der Eltern/Erwachsenen.
Ich hoffe auf jeden Fall dass sich viele Deinen Post zu Herzen nehmen!
Liebe Grüße,
Kristin
Liebe Kristin,
Kinder lernen nur von ihren Eltern. Da bin ich völlig bei Dir. Ich kann mir selbst nicht erklären warum das soweit gekommen ist. Und ich weiß auch nicht ob es die eine Erklärung dafür gibt. Ich weiß nur, dass ich nicht damit aufhören werde. Und schicke Dir ein ganz zauberhaftes Lächeln!
Alles Liebe
sue
Danke für diese Erinnerung, Sue. Ein schöner und wichtiger Beitrag! Mir fällt genau dieser Punkt immer auf, wenn ich von einer Reise zurückkomme – dann wird der Kontrast deutlich, wie du auch beschrieben hast.
Bei mir gibt es so Phasen: mal bemühe ich mich zu geben und bekomme dann auch automatisch viel zurück. Wenn es mir aber selbst schlechter geht, fällt mir das schwer. Dein Beitrag wird mir wieder neuen Anstoß geben. Danke!