Jetzt traf es mich! Der Gedanke, dass morgen der April beginnt. Ja und?, fragst Du Dich. Tja, dieser April ist für mich anders als jeder April der letzten 35 Jahre. Es ist mein letzter April ganz allein. Der letzte volle Monat, an dem ich für mich bin. Und das letzte Mal für uns allein als Paar. Puh, das macht mich wehmütig. Dennoch es ist nicht so, dass ich das Gefühl habe jetzt noch einmal alles machen zu müssen, was mein Herz begehrt. Ich muss weder ein letztes Mal kreischend in der Holzachterbahn sitzen, noch spontan einmal um die halbe Welt jetten um meine Zehen in paradiesischen Sand zu bohren. Ich brauche kein Tattoo, weil ich das schon immer wollte und ich kann auch nicht spontan Blut spenden um jemanden zu retten. Himmel, ich werde nur Mutter. Ich sterbe nicht und ich muss nicht in vier Wochen all das machen, was ich schon immer machen wollte. Ganz und gar nicht. Und trotzdem fühlt es sich komisch an zu wissen: ich bin das letzte Mal allein.
Meine Welt wird im April noch einmal die bekannte sein, bevor im Mai ein ganz neues Kapitel anbricht. Eines, von dem nicht weiß wie ich es fülle, welchen Inhalt es hat und welche Bilder darin ihren Platz einnehmen. Zugegeben, eine kleine Vermutung habe ich, ich habe mich schließlich ein bisschen aufs Muttersein vorbereitet. Die Theorie steht. Doch wie es werden wird, das weiß nur das Universum, Gott oder wer auch immer da oben die Fäden in der Hand hält. Ich selbst habe keine Ahnung. Ich habe nur einen Termin und den damit verbundenen Countdown. Plus minus zwei Wochen da drumrum. Dann wird sich mein Leben ändern. Oder wie Sarah Connor in ihrem Lied „Wie schön Du bist“ treffend sagt: Ich habe das alles so gewollt, den ganzen Terror und das Gold. Ich habe nie was so gewollt.
Ich werde Mama: bewusst und ganz gewollt. Schließlich habe ich länger dafür gekämpft. Vielleicht ist mir auch gerade deshalb vieles so sehr bewusst. Seit Monaten beobachte ich Mütter anders als vorher. Ich schaue meine Freundinnen Marion und Christine an, die seit Anfang März Mama sind. Ich sehe wie sie ihre Töchter liebevoll im Arm halten, wie sie sich in die neue Rolle einarbeiten und zwei Töchter mit bisher völlig unterschiedlichen Bedürfnissen haben. Jede Mama lernt damit umzugehen, nach dem Prinzip „work with what you got“. Muttersein im Anfangsstadium ist für mich nichts anderes als pures Lernen. Ich darf einen neuen Menschen kennen lernen und mich voll und ganz auf ihn einlassen. Ihn beobachten und schauen was ihm gut tut und ihm gefällt. Was ihn traurig oder wütend macht, was ihn beruhigt und besänftigt. Eine Lovestory der anderen Art.
Ich sehe ganz viele Parallelen zu denen einer Liebesgeschichte. Weißt Du noch wie das war als Du Deinen Mann zum ersten Mal gesehen hast? Ich weiß das bei mir noch sehr genau. Ich war dreizehn und habe mich auf den ersten Blick unsterblich verknallt. Naja, eben so, wie man es als Teenager empfindet. Ich wusste weder wie er heißt noch wo er wohnt oder wie alt er ist, er war einfach nur so süß. Ich habe mich auf das Wesentliche konzentriert. Haha. Voller Willenskraft habe ich mich sofort in die Recherche gestürzt, Freundinnen befragt und ganz schnell die wichtigsten Fakten rausgefunden: Name, Alter, Schule, Klasse, Wohnort, Verein. Das was halt in dem Alter erst einmal wichtig war. Das Ergebnis: Er war so alt wie ich, in derselben Stufe, allerdings an einer anderen Schule und in einem anderen Wohnort. Mist! Auch im selben Verein waren wir nicht, was so ein „geplantes“ Kennenlernen in dem Alter schwierig macht. Aber gut, dass ich meine Freundin Desireé hatte, die ich nur vom Vereinssport kannte, die aber zufällig auf derselben Schule war wie er und – Bingo – natürlich auch noch in derselben Klasse. Ich überspringe jetzt mal ein paar Wochen: wir wurden nie ein Paar. Und ich springe noch einmal weiter in die Zukunft: heute bin ich mit ihm verheiratet. Happy End afterall. Es kam irgendwann der Zeitpunkt, als wir uns im Erwachsenenalter doch noch kennenlernen durften. Im Anfangsstadium einer Beziehung reden wir unglaublich viel, finden heraus was seine Ängste und Sorgen sind, was sein Lieblingsessen ist und was er gar nicht ausstehen kann. Ob er ein Morgenmuffel ist oder das volle Partytier. Welche Musik ihn total happy macht und ob er es mag, wenn ich ihm durch die Haare kraule. Womit ich ihn total auf die Palme bringen kann und was ich tun oder lassen muss, wenn er Freiraum braucht. Ich weiß wie ich am besten mit ihm streite und weiß noch besser wie wir uns versöhnen.
Mit einem Kind stelle ich mir das ganz genau so vor. Wir lernen uns kennen und finden dann all das heraus, was es braucht um glücklich zusammen zu leben. Es ist meine Liebesgeschichte 2.0 . Und sie startet mit einem Blind Date. Alleine das ist schon aufregend genug, denn ich habe keine Ahnung, wie das kleine Menschlein in mir aussieht. Und wie es sich im Laufe der Jahre verändern wird um in einen Menschen heranzuwachsen, der dann seine eigene Lovestory erlebt und irgendwann vor dem gleichen Punkt steht wie ich heute. Es ist der Kreislauf des Lebens. Und so bin ich vielleicht ein letztes Mal allein in diesem neuen Monat. Aber nie mehr alleine im Leben.
Teilen via:
Hi Sue,
sein sehr schöner Beitrag, habe ihn zufällig entdeckt. Und ich kann ganz genau nachempfinden, wie Du Dich gerade fühlst. Bei mir ist es 20 Monate her 😉 Das ist ganz komisch, jeder sagte damals zu mir, genießt noch mal die Tage zu zweit. Aber so richtig geht das nicht mehr fande ich. Man ist so voller Erwartung und voller Spannung, aber hat auch Respekt davor. Ich hab damals noch ganz viel Bücher gelesen, denn dazu kam ich die ersten Monate wirklich gar nicht 😉
Und übrigens, man kann auch mit Baby/Kleinkind noch reisen und solche Dinge tun, haben wir letztens selbst erlebt.
Sei lieb gegrüßt,
Lydia
Danke Dir liebe Lydia! Ich wünsche Dir und Deiner kleinen Erbse von Herzen alles Gute!